Telefonie – Entstehung/Entwicklung

Charles Bourseul

Die ersten Gedanken über die Telefonie gehen auf den Franzosen Charles Bourseul (1829-1912) – ein Telegrafenbeamter aus Paris – zurück. Er beschäftigte sich mit der Lautübertragung auf elektrischem Wege.

Da seine Vorschläge bei der Post- und Telegrafenverwaltung kein Gehör fanden, ging er 1854 an die Öffentlichkeit. Er hielt ein Referat über die Möglichkeit der elektrischen Sprachübertragung mittels einer beweglichen Platte, die mit einem elektrischen Kontakt versehen, abwechselnd einen von einer Batterie gespeisten Stromkreis öffnete oder schloss.

Die Wissenschafter bezeichneten Bourseuls Idee als fantastischen Traum, in der Öffentlichkeit hieß er „Der harmlose Irre“. So kam es, dass er seinen Vorschlag nicht konstruktiv verwirklichte und dieser eine Zeitlang in Vergessenheit geriet.

Phillip Reis

Phillip Reis (1834 – 1874) zeigte schon in frühen Jahren großes sprach- und naturwissenschaftliches Interesse. In einer Scheune hatte er sich eine Werkstatt eingerichtet, in der er bei jeder Gelegenheit physikalische Experimente durchführte. So entwickelte er für den Physikunterricht ein Eichenholzmodell einer Ohrmuschel, welches der Ausgangspunkt seiner Telefonerfindung war. Seine Absicht war es, „Töne aller Art durch den galvanischen Strom in beliebiger Entfernung zu reproduzieren“.

Reis erkannte sehr schnell, dass er das Ohrenmodell durch einen membranbespannten Schalltrichter ersetzen konnte. Die Übertragung war nur in eine Richtung möglich und die Übertragungsqualität war äußerst schlecht, doch der Apparat funktionierte, wie Versuche aus jüngerer Zeit bewiesen.

1861 demonstrierte Phillip Reis das Telefon vor dem Physikalischen Verein mit der Übertragung eines Waldhornsolos. Es gelang Reis trotzdem nicht, seinem Apparat zum Durchbruch zu verhelfen. Er verkaufte zwar einige Apparate für Laboratorien, doch die „gefeiertsten Männer der Wissenschaft“ sahen seine Konstruktion als Kuriosum an und schenkten dieser keine besondere Beachtung. Angesichts der Tatsache, dass zu dieser Zeit die Entwicklung des Telegraphen noch nicht abgeschlossen war, kam Reis mit seiner Erfindung einfach zu früh.

Alexander Graham Bell

Alexander Graham Bell (1847-1922) war Taubstummenlehrer mit großem physikalischem Interesse. Neben einem Studium des menschlichen Ohres und der Sprachschwingungen führte er Versuche zur Mehrfachtelegraphie durch. Hierbei übertrug er Töne verschiedener Stimmgabeln auf elektrischem Wege (Öffnen und Schließen eines Stromkreises) über eine Leitung. Mit Hilfe eines Elektromagneten und einer Stimmgabel konnte er die elektrischen Signale wieder in Töne verwandeln.

Er erkannte schnell, dass eine Übertragung von Sprache nicht mit  Stromkreisunterbrechungen, sondern nur durch kontinuierliche Stromänderung zu erreichen ist. Als Lösung des Problems boten sich die 1831 vom englischen Physiker Faraday gewonnenen Erkenntnisse der „elektromagnetischen Induktion“ an. Allerdings wusste Bell diese nicht auf sein Problem anzuwenden, da ihm fundierte elektrotechnische Kenntnisse fehlten.

Im Juni 1875 ließ ihn eine Panne bei seinen Versuchen mit dem harmonischen Telegraphen die Zusammenhänge erkennen und er machte sich sofort  mit seinem Assistenten Watson an die Konstruktion eines elektrischen Sprechtelefons. Im Gegensatz zu Reis unterbrach Bell nicht den Stromfluss, sondern ließ ihn im Rhythmus der Schallwellen schwingen.

Im Februar 1876 wurde Bells Telefon zum US-Patent angemeldet – 2 Stunden bevor Elisha Gray dies für einen ähnlichen Apparat tat. Bereits im März 1876 erhielt Bell das US-Patent für sein Telefon. 3 Tage nach Erteilung des Patens war das Gerät soweit, dass der erste Satz verständlich übertragen werden konnte: Es war ein Notruf Bells an seinen Assistenten, nachdem er sich Säure über die Hose geschüttet hatte.